Shortsight – Warum Kurzsichtigkeit zum Verhängnis werden kann

Kurzsichtigkeit (Myopie) betrifft bereits heute rund ein Drittel der Weltbevölkerung und wird bis 2050 voraussichtlich fast die Hälfte der Menschen erfassen. Besonders bei hoher Myopie steigt das Risiko schwerwiegender Augenerkrankungen, weshalb frühzeitige Prävention durch mehr Aufenthalt im Freien und reduzierte Naharbeit entscheidend ist.

Kurzsichtigkeit

Kurzsichtigkeit, auch Myopie genannt, bedeutet: Das Auge ist entweder zu lang (Augapfel über 23,5 mm) oder zu stark brechend – Licht fokussiert vor der Netzhaut, entfernte Gegenstände erscheinen unscharf.

Myopie nimmt weltweit zu

Modellrechnungen zeigen: Im Jahr 2000 waren global rund 22,9 % der Menschen kurzsichtig, bis 2020 stieg der Anteil auf 33,9 %, und bis 2050 wird etwa jeder zweite Mensch betroffen sein – weltweit etwa 49,8  % Myopie-Betroffene, darunter rund 9,8 % mit hoher Myopie (≤ –5 Dpt)[1] Besonders in Westeuropa und Ostasien ist der Anstieg stark – in Ländern wie Südkorea, Japan oder Taiwan erreichten Kinder bereits vor zehn Jahren 80–95 % Kurzsichtigkeit.

 

Warum Kurzsichtigkeit gefährlich sein kann

Menschen mit starker Kurzsichtigkeit (> 6 Dioptrien gelten als hoch myop) tragen ein deutlich erhöhtes Risiko für schwerwiegende Augenerkrankungen: Netzhautablösung, Veränderungen der zentralen Netzhaut, wie unter anderem Löchern (Makulaforamen) oder Spaltung der Netzhaut, (Retinoschisis), grüner Star (Glaukom), Schielen und Schwachsichtigkeit (Amblyopie).

Früher genetisch, heute auch umweltbedingt

Man ging lange davon aus, Myopie sei rein genetisch bedingt. Heute wissen wir: Der Lebensstil spielt eine ebenso große, wenn nicht größere Rolle. Viel Nahsehen (Lesen, Bildschirmarbeit), wenig Tageslicht und zu wenig Aufenthalt im Freien fördern das Längenwachstum des Augapfels. [1]

Augen wachsen typischerweise bis zum Alter von etwa 15–16 Jahren, in vielen Fällen sogar bis 18–20 Jahre und Myopie kann sich in dieser Zeit noch entwickeln oder fortsetzen, besonders bei intensiver Bildung und geringem Aufenthalt im Freien. [2,3]

Prävention – was kann aktiv getan werden?

  • Kinder und Jugendliche sollten möglichst wenig Zeit am Tablet/PC verbringen. Studien zeigen, dass viele Kinder zwischen 6–14 Jahre im Schnitt fast 3 Stunden pro Tag vor dem Bildschirm verbringen – deutlich mehr als die empfohlenen höchstens 1–2 h/Tag. [4] In Europa wird unter 5‑Jährigen maximal eine Stunde empfohlen, doch tatsächlich übertrifft ein Großteil diese Grenze deutlich.[4]
  • bei bekannter Myopie sind regelmäßige Kontrollen beim Augenarzt wichtig. Teilweise kann sogar mit Augentropfen oder speziellen Kontaktlinsen ein Augenlängenwachstum teils aufgehalten werden
Auch nach einem Alter über 20 Jahren ist gutes Sehen möglich

Selbst wenn nach dem 20. Lebensjahr eine Kurzsichtigkeit vorhanden ist, bedeutet das nicht zwangsläufig eingeschränkte Sicht. Mit Brille, Kontaktlinsen oder refraktivem Lasern kann auf eine volle Sehschärfe von 10/10 korrigiert werden. Refraktives Lasern gilt als deutlich sicherer als Kontaktlinsen – Studien zeigen eine bis zu 17‑fach geringere Infektionsgefahr im Vergleich zur Linse [5], und die Augenlaser zählen zu den präzisesten . Ein Lasereingriff ist heute nicht mehr als risikoreich zu betrachten.

Fazit

Wer nicht kurzsichtig denkt, also frühzeitig auf Tageslicht, Pausen bei Naharbeit und begrenzte Bildschirmzeit setzt, kann Myopie vorbeugen oder bremsen. Sonst droht: Kurzsichtigkeit – und damit  Risiken, die weit über Sehstörungen hinausgehen.

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Literaturangaben:

  • 1 Holden BA, Fricke TR, Wilson DA, Jong M, Naidoo KS, Sankaridurg P, Wong TY, Naduvilath TJ, Resnikoff S. Global Prevalence of Myopia and High Myopia and Temporal Trends from 2000 through 2050. Ophthalmology. 2016 May;123(5):1036-42. doi: 10.1016/j.ophtha.2016.01.006. Epub 2016 Feb 11. PMID: 26875007.
  • 2 Lee SS, Mackey DA. Prevalence and Risk Factors of Myopia in Young Adults: Review of Findings From the Raine Study. Front Public Health. 2022 Apr 27;10:861044. doi: 10.3389/fpubh.2022.861044. PMID: 35570945; PMCID: PMC9092372.
  • 3 Lee SS, Lingham G, Sanfilippo PG, Hammond CJ, Saw SM, Guggenheim JA, Yazar S, Mackey DA. Incidence and Progression of Myopia in Early Adulthood. JAMA Ophthalmol. 2022 Feb 1;140(2):162-169. doi: 10.1001/jamaophthalmol.2021.5067. PMID: 34989764; PMCID: PMC8739830.
  • 4 Wieprecht J, Gomes D, Morassutti Vitale F, Manai SK, Shamas S, Müller M, Baethmann M, Tengler A, Riley R, Mandilaras G, Haas NA, Schrader M. Influence of Screen Time on Physical Activity and Lifestyle Factors in German School Children: Interim Results from the Hand-on-Heart-Study ("Hand aufs Herz"). Children (Basel). 2025 Apr 29;12(5):576. doi: 10.3390/children12050576. PMID: 40426754; PMCID: PMC12110606.
  • 5 Solomon KD, Fernández de Castro LE, Sandoval HP, Biber JM, Groat B, Neff KD, Ying MS, French JW, Donnenfeld ED, Lindstrom RL; Joint LASIK Study Task Force. LASIK world literature review: quality of life and patient satisfaction. Ophthalmology. 2009 Apr;116(4):691-701. doi: 10.1016/j.ophtha.2008.12.037. PMID: 19344821.