Dr. med. univ. Judith Wörnhart, Fachärztin für Gynäkologie und Geburtshilfe: Die starke Monatsblutung (Hypermenorrhoe)

Viele Frauen leiden während ihrer Regel an Schmerzen, Krämpfen, unregelmäßigen oder sehr starken Blutungen. Nicht alle Symptome sind normal und müssen hingenommen werden, sondern eine einfache Abklärung durch die Frauenärztin oder dem Frauenarzt kann helfen, die Ursache zu finden und durch die richtige Behandlung die Beschwerden zu lindern.

Eindeutig zu stark ist die Blutung, wenn der Blutverlust den Körper schwächt. 10 von 100 Frauen haben eine zu starke Regelblutung, die oft auch länger als 7 Tage andauert. Manche Frauen haben gute Strategien entwickelt, um mit ihrer starken Menstruation zurecht zu kommen. Wird der Alltag aber dadurch eingeschränkt, oder führt die starke Monatsblutung zu einem Eisenmangel, ist eine Behandlung empfohlen.

Welche Ursachen stecken dahinter?

Ein häufiger Grund ist ein hormonelles Ungleichgewicht zwischen dem weiblichen Hormon Östrogen und dem Gestagen Hormon, welches vor allem bei jungen Frauen, aber auch bei Frauen nach der Geburt ihrer Kinder oder vor den Wechseljahren auftritt. Gleichzeitig zeigen sich in dieser Phase gehäuft Zyklen ohne Eisprung oder die Bildung von funktionellen Zysten an den Eierstöcken. Ein anderes Problem liegt darin, dass sich die Gebärmuttermuskulatur aufgrund von gutartigen Geschwülsten der Gebärmuttermuskulatur (Myomen) oder der Gebärmutterschleimhaut (Polypen) nicht richtig zusammenziehen kann. Bösartige Wucherungen wie Veränderungen der Gebärmutterschleimhaut oder Gebärmutterhalskrebs verursachen seltener eine Hypermenorrhoe, jedoch sollten diese auf jeden Fall ausgeschlossen werden. Wenn es sich nicht um strukturelle Ursachen oder um Hormonstörungen handelt, können auch andere medizinische Probleme wie Gerinnungsstörungen, Störungen der Schilddrüsenhormone oder Entzündungen der Gebärmutter oder Eileiter hinter einer verstärkten Regelblutung stecken.

Welche Auswirkungen hat eine chronische Hypermenorrhoe?

Bei starker Regelblutung über einen längeren Zeitraum geht zu viel Blut und somit Eisen verloren, dies führt zu einer Eisenmangelanämie. Eisen wird zur Bildung der roten Blutkörperchen benötigt, welche in unserem Blut Sauerstoff zu den Organen bringen. Wenn nicht genug rote Blutkörperchen gebildet werden bzw. zu wenig Hämoglobin enthalten ist, fühlen wir uns kraftlos und müde. Andere Anzeichen sind zum Beispiel auch Blässe, kalte Füße, kalte Hände, und bei stärker anhaltender Anämie zeigen sich auch Symptome wie Atemnot und Herzrasen bei körperlicher Belastung.

Durch welche Untersuchungen wird eine Hypermenorrhoe abgeklärt?

Als erster und wichtiger Schritt ist ein ausführliches Anamnesegespräch, bei dem die Frauenärztin oder der Frauenarzt auf bestimmte Krankheiten in der Familie, die Einnahme von Medikamenten, eventuelle Voroperationen, Gewichtsprobleme oder psychische Belastung eingeht. Um die Ursache für eine starke Regelblutung herauszufinden wird im Rahmen der gynäkologischen Untersuchung die Gebärmutter abgetastet und mit einer Ultraschalluntersuchung die Größe der Gebärmutter, die Struktur der Gebärmuttermuskulatur und der Schleimhaut beurteilt und gemessen. Manchmal wird eine histologische Probe aus der Gebärmutterhöhle gewonnen oder die Indikation zur Durchführung einer Gebärmutterspiegelung mit Probenentnahme in einer kurzen Vollnarkose gestellt. Durch eine gezielte Blutuntersuchung kann festgestellt werden, ob bereits eine Blutarmut oder ein hormonelles Ungleichgewicht vorliegt, oder ob eine bisher unentdeckte Gerinnungsstörung den Blutfluss beeinflusst.

Folgende Behandlungsmöglichkeiten ergeben sich in Abhängigkeit der Ursachen:

Im Akutfall und kurzfristig helfen spezielle Medikamente, um die Blutungsneigung zu verringern. Oft werden diese auch kombiniert mit der Einnahme von einem Hormon (Gestagen), um die Blutung zu stoppen und den Zyklus zu regulieren. Auch langfristig kann eine hormonelle Therapie z.B. durch eine Hormonspirale, die Stärke der Monatsblutung reduzieren. Handelt es sich um organische Veränderungen wie Gebärmuttermyome, Polypen der Gebärmutter oder des Gebärmutterhalses, so können diese je nach Lage und Größe operativ entfernt werden oder in manchen Fällen medikamentös (z. B. mit Hormonen) behandelt werden. Bei strukturellen Ursachen, wie z.B. einer vergrößerten Gebärmutter oder vielen Myomen, kann bei abgeschlossener Familienplanung die Entfernung der Gebärmutter oder nur des Gebärmutterkörpers eine effiziente und gute Wahl sein. Für Frauen, die überlegen eine Behandlung zu beginnen, ist es wichtig, die Vor-und Nachteile von medikamentösen Therapien und Operationsverfahren zu kennen und abzuwägen. Dabei kann eine gute Aufklärung die Entscheidung erleichtern und zusammen mit der behandelnden Ärztin oder dem Arzt eine zufriedenstellende Lösung gefunden werden.

ST. JOSEF Gesundheitszentrum

Dr. med. univ. Judith Wörnhart, Fachärztin für Gynäkologie und Geburtshilfe
Meran, Franz-Innerhofer-Str. 2/4, T 0473 864 333
Bozen, Brennerstraße 2D, T 0471 1 555 000

www.stjosef.it
health@stjosef.it