Der Ruf Gottes ließ unsere Susi nicht mehr los

Deutschordensdirektor Sepp Haller läuft das Wasser im Mund zusammen, wenn er an die Kochkünste von Susanne „Susi“ Waldner zurückdenkt, die 17 Jahre lang – von September 1998 bis Ende August 2015 – im Pflegeheim St. Josef in Völlan gearbeitet hat. Die heute 50-Jährige kündigte beim Deutschen Orden, packte dann ihre Koffer und trat Mitte September 2015 auf Säben in die Gemeinschaft der Benediktinerinnen ein. 2021 wechselte sie dann in die Abtei Nonnberg in Salzburg, weil das Kloster am Heiligen Berg Tirols bekanntlich aufgelöst wurde. Am vergangenen 13. August legte Schwester Maria Gratia die Ewige Profess ab und band sich damit für das ganze Leben an ihren Orden und an Jesus Christus. Ihr Lebenswunsch, der im Laufe der Jahrzehnte stärker und dann auch wieder schwächer war, ging damit in Erfüllung.

Eine Freude

Sr. Maria Gratia

„Als Schwester Maria Gratia zu mir kam, um mir mitzuteilen, dass sie kündigen und ihrer Berufung folgen wird, hatte ich sofort eine Freude, weil ich natürlich hoffte, dass sie Teil unserer Gemeinschaft der Deutschordensschwestern wird“, sagt Haller. „Sie sagte mir dann aber, dass sie Benediktinerin werden will, was mich natürlich auch gefreut hat.

Für die Benediktinerinnen ist sie eine Bereicherung, für uns ein Verlust. Wir freuen uns aber mit unserer früheren Mitarbeiterin, dass sie ihre Berufung am für sie richtigen Ort gefunden hat.“

Warum ist ihr Weggang ein Verlust? „Ganz einfach! Unsere Susi, jetzt Sr. Maria Gratia, war nicht nur eine ausgezeichnete Köchin, sondern hatte als Chefköchin auch einen einfühlsamen und respektvollen Umgang mit den ihr unterstellten Mitarbeitern, die sie sehr geschätzt haben“, blickt Direktor Sepp Haller zurück. Waldners Hingabe für ihre Arbeit in der Küche sei beeindruckend gewesen. „Mit gepflegten Speisen hat sie unsere Heimgäste und uns Mitarbeiter verwöhnt.

Ihre Arbeit perfekt zu machen, das war ihr Anspruch bei uns. Susi hat für ihren Beruf und besonders für das Heim und seine Gäste sowie für die Mitarbeiter alles gegeben. Sie hat neue Rezepte kreiert, beispielsweise für die leckere St.-Josefs-Torte, und alle Speisen mit sehr viel Liebe angerichtet. Als wir ihre Speisen genießen durften, fühlten wir uns wie in einem Spitzenrestaurant. Und das ist keine Übertreibung.“

Die Berufung

Warum ist Sr. Maria Gratia Waldner eigentlich Nonne geworden? „Es war der Ruf Gottes“, sagt die heute 50-Jährige ohne lange nachzudenken. „Schon als Jugendliche habe ich ihn verspürt, bin ihm damals aber nicht gefolgt. Erst als 40-Jährige habe ich im Gespräch mit einem Priester den Plan Gottes für mein Leben erkannt und mich entschlossen, Gott mein Leben zu schenken. Ich habe es aus Liebe zu Jesus getan.“ Waldners Wunsch war es immer, in das Kloster Säben einzutreten, das sie von Besuchen bei Sr. Jacinta, einer Cousine ihrer Mutter, her kannte. Die riesige Klosteranlage, dieser Ort der Stille und des Gebets, übte eine besondere Anziehung auf die gebürtige Schennerin aus. Doch ein Klostereintritt war für die damalige Äbtissin Marcellina Pustet erst nach dem Besuch einer Oberschule sowie einer Berufsausbildung denkbar. So besuchte Susi die Frauenoberschule und blieb Kloster Säben als Sommeraushilfe während der Schulferien verbunden.

Die Zeit nach der Matura

Nach der Matura folgten einige kürzere berufliche Stationen, unter anderem als Küchenhilfe in Lanegg, im Mutterhaus der Schwestern des Deutschen Ordens in Lana, bis sie schließlich im Pflegeheim St. Josef in Völlan als Köchin eine Arbeit fand. Und so versandete ihre Berufung mit den Jahren, obwohl das Gebet und der Messbesuch nach wie vor von großer Wichtigkeit für Susi waren.

Ihr Wunsch Nonne zu werden, wurde dann aber wieder größer: Er begann 2015 und gipfelte Mitte August 2023 in die Ewige Profess.

Artikel: Florian Mair