Bluthochdruck, der „stille Killer“

Artikel von Dr. Hannes Stoll, Facharzt für Innere Medizin Additivfach Nephrologie im ST. JOSEF Gesundheitszentrum Meran

Bluthochdruck (Hypertonie) ist eine weltweit verbreitete Erkrankung, die durch einen dauerhaft hohen Druck in den Gefäßen gekennzeichnet ist. Die Messwerte werden immer paarweise angegeben. Dabei steht der höhere systolische Wert vorn und der niedrige diastolische Wert hinten. Nach allgemeiner Definition der medizinischen Fachgesellschaften spricht man von Bluthochdruck, wenn die Werte bei verschiedenen Messungen an unterschiedlichen Tagen mindestens 140/90 mmHg betragen. Der systolische Bluthochdruck ist der führende Einzelrisikofaktor für die vorzeitige Sterblichkeit und Lebenseinschränkung weltweit.

Man nimmt an, dass 14% aller weltweiten Todesfälle auf den Bluthochdruck (systolisch>140mmHg) zurückzuführen sind. Schätzungsweise leiden 60% aller über 60-Jährigen an Bluthochdruck. Somit ist der Bluthochdruck der Risikofaktor für Schlaganfall, Herzversagen und Niereninsuffizienz.

Bluthochdruck kommt überwiegend als Bluthochdruck „an sich“, das heißt als primäre Hypertonie vor. Sie resultiert aus dem Zusammenwirken vererbbarer Faktoren sowie aus multiplen Umwelteinflüssen. Ungesunder Lebensstil spielt dabei eine wesentliche Rolle, allem voran Bewegungsmangel, ungesunde Ernährung, Übergewicht, Stress, Nikotin, erhöhte Salzzufuhr, vermehrter Konsum von Alkohol. Als sekundäre Hypertonie werden die Bluthochdruckformen bezeichnet, bei denen ein ursächlich organischer Mechanismus zugrunde liegt. Sie ist zumeist Folge chronischer Nierengewebe-, Nierengefäß- oder hormoneller Erkrankungen. Sie macht nur etwa 10-15% der Fälle aus.

Eine Hypertonie verläuft jahrelang ohne Beschwerden und wird meist erst spät entdeckt. Je länger der Blutdruck erhöht bleibt, desto stärker kann er den Körper schädigen. Dies betrifft vor allem das Herz- und Gefäßsystem, aber auch die Gehirndurchblutung, Nieren und Augen. Das Tückische: Mehr als das Drittel der Betroffenen weiß eigentlich nicht, dass ihr Blutdruck zu hoch ist. Umso wichtiger ist es, frühzeitig dagegen etwas zu tun und am Internationalen Hypertonietag Bewusstsein für den „stillen Killer“ zu schaffen. Bereits die Selbstmessung zuhause kann bei der Diagnose helfen sowie bei bereits bekannten Patienten hilfreich sein, den Therapieerfolg zu optimieren.

Wie messe ich richtig bei Verwendung eines automatisierten Messgerätes für den Oberarm?

  • Beachten Sie die richtige Manschettengröße! Messen Sie gelegentlich an beiden Armen.
  • Vor der Messung zur Ruhe kommen! Kein Kaffee, Sport, Rauchen 30 Minuten vor der Messung.
  • Manschette auf Herzhöhe anlegen! Entspannt auf einem Stuhl sitzen, Rücken angelehnt, Beine nicht überkreuzen, Manschette nicht über der Kleidung anlegen. Arm auf Tisch aufgestützt.
  • Nach der ersten Messung zwei Messungen im Abstand von ca. 1 Minute! Mittelwert der beiden letzten Messungen notieren.
  • Blutdruckwerte dokumentieren! 1 Woche lang Werte morgens und abends notieren inkl. zeitliche Angabe der Medikamenteneinnahme. Zielwert: unter 135/85mmHg

Eine korrekt durchgeführte wiederholte Blutdruck-Selbstmessung kann aussagekräftiger als die fallweise Messung beim Arzt sein. Aufregung, Unruhe und ungewohnte Umgebung können zumeist erhöhten, falschen Ergebnissen führen (der sogenannte „Weißkittel Effekt“).

Da der Blutdruck nicht immer gleich ist, sondern im Laufe des Tages Schwankungen unterliegt, ist es üblich, eine 24 Stunden Blutdruck-Messung durchzuführen. Hierbei trägt der Patient ein Gerät am Körper, mit welchem es möglich ist, den Blutdruck im Laufe des Tages und der Nacht zu beobachten. Ein isoliert nächtlich erhöhter Bluthochdruck beeinflusst wesentlich das Risiko für die Gesamtmortalität und die Entwicklung einer Herzkreislauferkrankung, daher stellt die 24h Messung einen festen Bestandteil zur Diagnosestellung Hypertonie dar. Die Erkennung der persönlichen Hypertonieform und Charakterisierung der individuellen Blutdrucksituation sind Voraussetzungen für eine erfolgreiche und verträgliche Therapie, um Organschäden dauerhaft zu vermeiden.

Egal ob Sie einem erhöhten Blutdruck vorbeugen wollen, etwa, weil Hochdruckkrankheit in Ihrer Familie häufig ist, oder ob Sie bereits einen erhöhten Blutdruck haben: Vernünftiger Lebensstil ist eine ausgezeichnete Methode zur Erhaltung der Gesundheit. Die wichtigsten Maßnahmen sind Bewegung, Vermeidung von Übergewicht und eine ausgewogene, salzarme Ernährung. Das gilt für jedes Lebensalter. Da erhöhter Blutdruck vor allem ein Risiko für die Entwicklung von Herz-, Gefäß- und Nierenerkrankungen darstellt, sollte auch unbedingt vom Rauchen Abstand genommen werden.

Für die Niere spielt der Blutdruck eine besondere Rolle, da er einerseits für das Auftreten und die Verschlechterung einer chronischen Nierenerkrankung verantwortlich sein kann, als auch die Niere selbst durch die Störung verschiedener Regulationsmechanismen Ursache für den Bluthochdruck sein kann. Bis zu 25% aller Dialyse-Patienten leiden an einem Bluthochdruck bedingten Nierenversagen. Wird bei einem Menschen eine schwere Hypertonie festgestellt, dann sollte er sofort Medikamente zur Blutdrucksenkung einnehmen. Lautet die Diagnose dagegen leichte oder mittelschwere Hypertonie, dann sollten die Betroffenen zunächst möglichst viele der Empfehlungen für ein gesundes Leben umsetzen. Eine Senkung des Blutdrucks um 5mmHg kann zu einer 10%-Reduktion des kardiovaskulären Risikos führen.

In bis zu 10% der Fälle lässt sich der Bluthochdruck jedoch trotz Umstellung der Lebensweise und multimedikamentöser Therapie (mehr als 3 Medikamente) nicht optimal einstellen. Bei diesen Patienten, oder wenn der Verdacht besteht, dass andere Ursachen hinter dem Bluthochdruck stecken (sekundäre Hypertonie), sind weitere Spezialuntersuchungen in Betracht zu ziehen. Der zu erreichende Zielblutdruck ist im Schnitt bei 130/80mmHg festgelegt. Der persönliche Zielwert ist jedoch individuell festzulegen und kann sich je nach Risikofaktoren und Begleiterkrankungen von diesem Richtwert unterscheiden. Hierfür ist eine personalisierte Medizin wesentlich: mit individueller, sowohl medikamentöser als auch nicht medikamentöser Therapie wie Lebensstilmodifikation.

Dr. Hannes Stoll war auch zu Gast bei Radio Grüne Welle und Stadtradio Meran, um über den Bluthochdruck zu informieren. Seine Sendung kann hier nachgehört werden.

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