Adventliche Gedanken von Hochmeister Frank Bayard

Der Advent ist eine Zeit der Erwartung. Dann wenn der Winter uns umgibt, die Tage kurz sind und es früh dunkel wird, sind wir eingeladen, Kerzen zu entzünden, uns hineinnehmen zu lassen in die wohlbekannten Düfte, die altvertrauten Bräuche und die so wunderbaren Lieder. Für viele oft eine Zeit voller Termine und Hektik. Dabei sehnen wir uns alle nach Stille und Frieden.

Die Worte des Theologen Karl Rahner begleiten mich seit vielen Jahren durch diese Zeit: „Höre, mein Herz, Gott hat schon begonnen, seinen Advent in der Welt und in dir zu feiern. Leise und sanft, so leise, dass man es überhören kann, hat er die Welt und ihre Zeit schon an sein Herz genommen, ja sein eigenes unbegreifliches Leben eingesenkt in diese Zeit.“ Advent ist für mich vor allem Hoffnung, einer Hoffnung darauf, dass Gott alles zum Guten führt und er auch für mich in diesem Kind im Stalle zu Bethlehem Mensch wurde.

Menschen des Advents sind Menschen, die in der Erwartung leben können, dass Gott auch heute in ihr Leben wirkt, weil Gott die Welt an sein Herz genommen hat und damit jede und jeden von uns. Menschen, die getragen sind von Gottes Liebe und die in der Freude der Weihnacht leben können, im vertrauenden Glauben, dass er der Emmanuel, der Gott mit uns ist.

Damit Weihnachten mehr als nur gutes Essen, Lichterglanz und Geschenke ist, müssen wir zulassen, dass unser Herz zur Krippe wird, dass Gott in den Stall unseres Lebens geboren werden kann. Wenn uns das gelingt, unsere Herzen zu öffnen, wenn wir Gottes Liebe zulassen, letztlich Erlösung zulassen, dann ist Weihnachten auch ein Stück weit unser eigene Menschwerdung, dann macht Weihnachten etwas mit uns, was uns prägt und uns mehr leben lässt. Das erbitte und wünsche ich uns für die verbleibenden Tage des Advents und über die Weihnachtszeit hinaus.

Frank Bayard, 66. Hochmeister des Deutschen Ordens